Geschrieben von Gabriele Sigl.
Moshi - Machame Camp
21.09.05 Als ob er wüsste, dass wir uns heute auf den Weg zu ihm machen, lässt sich der Kilimanjaro am Morgen zum ersten mal in seiner vollen Pracht bewundern. Wolkenlos blickt er auf uns herab. Unser Freund und Helfer in der Not, Horst, erklärt uns unsere Aufstiegsroute und erteilt uns ausdrücklich "Umkehrverbot" am Stella Point. Im Hotel herrscht diesen Morgen tolle Aufregung. Jeeps, vollgepackt bis unters Dach, kommen und gehen, Touristen werden sortiert und verladen, und jeder Weiße ist bemüht, ein möglichst cooles "John Wayne"-Gesicht aufzusetzen. Um 09:30 sind auch wir verladen und unternehmen jetzt noch eine Shoppingtour durch Moshi. Hühnchen hier, Obst und Gemüse da, hier noch einen Ersatzreifen, ein paar Zeltschnüre und Wasser. Dann haben wir alles zusammen und starten los zum Machame Gate. Hunderte von Trägern, Köchen und Guides wühlen schon zwischen Rucksäcken, lose auf den Boden gekippten Kartoffeln und Gurken, Zeltausrüstungen und Kochgeschirr. Säcke werden gezählt, gepackt, gewogen, umgepackt, ausgepackt und noch mal gepackt, bis schließlich jeder Träger mit einem Sack auf dem Kopf, der nicht mehr als 25 Kilo wiegen darf,
von dannen zieht. Touristen stehen dumm daneben und fotografieren das organisierte Chaos. Inzwischen hat auch uns die Abenteuerlust gepackt und wir können es kaum erwarten, bis es um 11:00 Uhr endlich los geht. 18 Km geht es stetig leicht bergauf, durch wunderbaren Regenwald. Kaum ein Sonnenstrahl dringt durch den Dunst und das dicke Gewühl von Ästen, Baumfarnen, Moosen und Flechten. Erstaunlich still ist es hier. Außer dem Geklapper unserer Stöcke und dem niemals endenden Geplapper der Träger ist hier nichts zu hören. Kein Vogel, keine Insekten, keine Frösche, keine Affen - einfach nichts. Richtig gespenstisch wirkt der dunkle Wald. Der Weg ist neu präpariert. Von den prophezeiten Baumwurzeln und dem Schlamm ist nichts mehr zu sehen. Auf halber Strecke vernichten wir gierig unser Lunchpaket, das wie am Mt. Meru, aus einem Stück Hähnchen, Hackfleischbällchen, Brot, Kuchen, Erdnüssen und kleinen, zähen Orangen besteht. Hier ist es auch, wo wir erste Bekanntschaft mit den äußerst leckeren Toilettenhäuschen machen. Wir beschließen, sie künftig in großem Bogen zu umgehen. Pole pole erreichen wir nach 5 ¼ Stunden unser Lager auf 3000 m Höhe, just nachdem der dichte Regenwald lichter wird und in einen sehr mystischen Nebelwald übergeht. Eigentlich besteht er nur aus angebrannten Baumstümmeln und mannshohen Büschen, die dicht mit Bartflechten überzogen sind. Gerade als wir unsere Rucksäcke ins Zelt geworfen haben, beginnt es zu regnen. Als islanderprobte Camperin bemerke ich auf Anhieb, dass die Einheimischen hier keine Ahnung vom Zelten im Regen haben.
Also schicke ich Thomas raus zum Gräben ziehen und erteile von Innen großzügig Anweisungen. Der Boden ist sehr ausgedörrt und nimmt erst mal gar kein Wasser auf. Es kullert in dicken Tropfen auf der Oberfläche entlang. Als alle Ströme ins Nachbarcamp umgeleitet sind, begeben wir uns ins Mannschaftszelt zum "Supper", das aus gesalzenem Popcorn, Keksen und Tee besteht. Inzwischen haben wir uns mit unseren Trekkingkollegen, Jay und Norm, zwei Amerikanern, bekannt gemacht. Wir teilen uns das Begleitteam mit ihnen. Unser Team besteht aus ca. 12 Leuten. Unserem Guide Gabriel, seinem Neffen und Hilfsguide Alfredo, Abdallah dem Koch, unserem Küchenboy Dick und den restlichen Trägern. Gabriel ist wirklich süß. Immer lächelnd zeigt er uns seine blütenweißen Zähne und fügt an jeden Satz ein verträumtes "thank you brother" hinzu. Es dauert natürlich nicht lange, bis wir uns grinsend mit einem "thank you brother" oder "thank you sister" begrüßen. Als es zu regnen aufhört bekommen wir noch den Gipfel im rosa Abendkleid zu sehen, bevor das leckere Abendessen serviert wird.
18 Km, 1840m - 3000m, GZ 4:15 h
Weiter zu ...
Tag 2, Machama Camp - Shira Camp
Tag 3, Shira Camp - Baranco Camp
Tag 4, Baranco Camp - Barafu Camp
Tag 5, Barafu Camp - Uhuru Peak
Zurück zu ...
Einleitung Reisebericht